Nebensymptome bei einer ADHS – Folgen einer unerkannten ADHS – Besonderheiten von ADHS bei Frauen
Welche Nebensymptome treten bei ADHS im Erwachsenenalter auf neben den drei Leitsymptomen Aufmerksamkeitsdefizit, Impulsivität und (teilweise) Hyperaktivität? Welche Folgen hat es für einen Betroffenen, wenn seine ADHS bis ins Erwachsenenalter unerkannt bleibt oder nie erkannt wird? Und gibt es Besonderheiten bei ADHS und Frauen? Ja! Darum dreht sich dieser Blogpost. Viel Freude beim Lesen! Starten wir zunächst einmal mit den Nebensymptomen. Nebensymptome bei einer ADHS Allgemein haben Betroffene von ADHS neben den drei Leitsymptomen noch weitere sogenannte Nebensymtome die auftreten können und für jeden sehr individuell ausfallen. Das kann von raschem psychischen und körperlichen erschöpft sein bis hin zu seelischen Entwicklungsverzögerungen gehen. ADHSler sind häufig auch sehr gerechtigkeitsliebend und setzen sich altruistisch für ihre Ideale ein. Jedoch sind sie oft auch einfach zu beeinflussen durch andere Menschen. Auch weitere psychische Störungen kommen häufig zusammen mit ADHS vor, im Kindesalter zum Beispiel eine Lese-Rechtschreibschwäche, eine Rechenschwäche oder Tic-Störungen (Neuy-Bartmann, 2019). 80% von Autismus betroffene Kinder haben parallel ein ADHS und ungefähr die Hälfte der Kinder mit ADHS haben auch eine Autismus-Spektrum-Störung (ASS) (Ratgeber ADHS, o. J.a. d.). Auch Hochbegabung und ADHS treten gemeinsam auf. Hochbegabte haben häufig ADHS Symptome und umgekehrt. ADHS Betroffene machen vielfach auch einen sehr intelligenten Anschein, da sie meist extrem schnell reagieren. Tritt ADHS gemeinsam mit Hochbegabung auf, kann das sehr herausfordernd sein für die Betroffenen. Denn sie haben zumeist ein echtes Thema mit einer überhöhten Konzentration. Sie neigen dann dazu sich im Hyperfokus abzutunneln. Das heißt sie arbeiten lange Zeit hocheffizient an etwas und es ist sehr herausfordernd für sie diesen extremen Fokus los zu lassen und sich Pausen zum Erholen zu gönnen. Sie sind so sehr gefährdet, an Burn Out zu erkranken und eine Erschöpfungsdepression zu bekommen. Oft ist es auch der Fall, dass ein hoher IQ lange Jahre ein ADHS wegkompensiert und es erst im mittleren oder hohen Alter erkannt wird. Andersherum ist es auch häufig der Fall, dass ein Hochbegabter mit ADHS einfach seine PS nicht auf die Straße bekommt. Seine Konzentrationsprobleme beeinflussen seine Aufmerksamkeit negativ und sein Arbeitsgedächtnis ist von Reizüberflutung völlig überlastet. Betroffene driften häufig schon mit der Konzentration weg, bevor Infos überhaupt hätten wahrgenommen und verarbeitet werden können (Institut Hochbegabung bei Erwachsenen, 2018). Sie frustriert so häufig ein sehr hoher Anspruch an sich selbst und die immer wiederkehrende Enttäuschung, Wut und Trauer darüber, sein Gehirn einfach nicht voll ausnutzen zu können, und so seinem eigenen Anspruch an sich einfach nicht gerecht zu werden (Simchen, 2012). Auch Hochsensibilität (HSP) und ADHS kommen häufig zusammen vor. Menschen die ausschließlich hochsensibel sind können jedoch auch mit ADHS fehldiagnostiziert werden. Hochsensible Menschen nehmen Reize intensiver wahr als andere und auch deren Verarbeitung ist sensibler. Dies kann Geräusche betreffen, Sonnenlicht, Temperaturen, Gerüche oder auch Stoffe der Kleidung auf der Haut. Wie bei ADHS kann auch das innere Erleben einer HSP viel ausgeprägter sein. Die Forschung steht hier noch am Anfang. Man vermutet, dass eine bestimmte erbliche bedingte, neuronale Struktur ursächlich sein könnte. Man nimmt an, dass 15-25% der Bevölkerung von Hochsensibilität betroffen sind. Dies wird nicht als psychische Störung oder Krankheit betrachtet, kann allerdings wenn unerkannt dazu führen, dass sich psychische Störungen daraus entwickeln (ADHSpedia® Enzyklopädie, o. J.a. d.). Viele ADHSler leiden auch unter Schlafstörungen. Sie erledigen ihre Arbeit lieber abends oder nachts, da sie dann mit weniger Reizen aus ihrer Umgebung konfrontiert sind. Dies führt dazu, dass sie am Folgetag völlig übermüdet sind. Es ist bei Betroffenen generell ein Thema, das richtige Maß für sich zu finden. Vor allem gefährlich ist dies bei Suchtmitteln. Denn diese wirken bei Betroffenen beruhigend, statt anregend wie bei anderen Menschen. Sie unterdrücken so die ADHS Symptome eine kurze Weile, was leider jedoch eine Negativ-Spirale starten kann die zu einer Abhängigkeit führt. Vor allem gefährdet sind Betroffene die nicht diagnostiziert sind und so nicht um ihre ADHS wissen (Ratgeber ADHS, o. J.a. d.). Bezüglich der Corona Pandemie und ADHS hat zudem eine internationale Untersuchung COH-FIT (Collaborative Outcomes study on Health and Functioning during Infection Times) mit über 100.000 Teilnehmern aus mehr als 150 Ländern, festgestellt, dass im Verlauf der Corona Pandemie psychische Beschwerden wie Ängste, Depressionen, posttraumatische Belastungssymptome, Konzentrationsstörungen und eine stressbezogene Symptomatik bei ADHSlern stärker waren und häufiger auftraten (Maidhof-Schmid, 2021). Folgen einer unerkannten ADHS Symptomatik Vor wenigen Jahrzehnten gab es noch klarere gesellschaftliche und familiäre Strukturen als heutzutage und somit auch mehr soziale Sicherheit und Kontrolle. Noch früher gab es Großfamilien mit wenig Ablenkungsmöglichkeiten und klar verteilten Aufgaben in der Familie. Wenn jemand von ADHS betroffen war ist dies noch sehr viel weniger aufgefallen. Auch Arbeitgeber werden heute häufig gewechselt. Früher blieb man oft ein Leben lang bei nur einem. Heute leben wir in sich immer wieder wandelnden Strukturen mit andauernder Reizüberflutung, ständiger Erreichbarkeit und viel mehr Zeit- und Leistungsdruck der zu psychosozialem Stress führt. Die sozialen Medien verstärken dies noch weiter. Darunter leiden ADHS Betroffene insbesondere. Bei Stress, unklaren Strukturen und fehlender Sicherheit können sie äußerst empfindlich reagieren. Ist ihre Dekompensationsgrenze ausgereizt, verhalten sie sich dann plötzlich nicht mehr organisiert und reagieren chaotisch und impulsiv (Neuy-Bartmann, 2019). Bei Kindern können Eltern, Kinderärzte, Kindergärtnerinnen und Lehrerinnen durch Fortbildungen bezüglich ADHS aufgeklärt werden und so wichtige Impulse für Diagnosen geben. Bis zu drei Kinder je Schulklasse sind von ADHS betroffen, die gegebenenfalls auch bereits im Kindergarten Symptome hatten. Bei Erwachsenen ist es wichtig, Personalchefs, Führungskräfte und Betriebsräte für ADHS zu sensibilisieren, damit diese ADHS Symptome wahrnehmen und eventuell darauf aufmerksam machen können, anstelle für den Betroffenen einen anderen Arbeitsplatz zu finden. Wichtig ist es, die Arbeitsumgebung so zu verändern, dass die ADHS Symptomatik am Arbeitsplatz minimiert wird, damit der Betroffene so seine bestmögliche Leistung für den Arbeitgeber erbringen kann. In einem vertrauensvollen privaten und beruflichen Umfeld kann ADHS so als Chance betrachtet werden, sich so persönlich weiter zu entwickeln. Essentiell ist auf jeden Fall eine professionelle Diagnostik (Neuy-Bartmann, 2019). Denn bleibt das ADHS unentdeckt, kann die Symptomatik im Laufe der Lebensjahre Konflikte in Beziehungen und auch im Arbeitsleben mit sich bringen, bis hin zur Arbeitslosigkeit. Blicken Betroffene zurück, erkennen Sie oftmals eine Serie von Misserfolgen,